2017: Sie sind froh, wenn sie möglichst nicht in den Einsatz müssen

Wenn am Thunfest Zehntausende die Plätze und Gassen der Kyburgstadt bevölkern, geht es nicht ohne kleinere und grössere Blessuren. Diesen nehmen sich die Sanitäter und Samariter vom Rettungsteam an – und bieten quasi einen Rundum-Wohlfühl-Service.

Am glücklichsten sind sie, wenn alles ruhig verläuft: Die Sanitäterinnen und Samariter, die am Thunfest während zwei Tagen – und vor allem zwei Nächten – bereit stehen, um den Besucherinnen und Besuchern dieses Gross-Events bei Bedarf mit medizinischer Hilfe beiseite zu stehen. Zwei Jahre hat Markus Bieri (41) aus Zwieselberg das Team geleitet, dieses Jahr übernimmt erstmals Thomas Meier (33) aus Noflen diese Aufgabe. „Das Wichtigste ist eine gute Planung“, sagt Bieri. Und die Zusammenarbeit mit den anderen Diensten wie Polizei und Feuerwehr, die ebenfalls um das Wohl der Festbesucher besorgt sind, müsse sichergestellt sein. „Wir müssen die Köpfe kennen, unsere Aufgaben kennen und gemeinsam funktionieren“, sagt Bieri.

 

Denn: Unvorhergesehenes sei das grösste Risiko, das an solchen Grossanlässen laure. „Deshalb müssen wir versuchen, auf so viele Szenarien wie möglich vorbereitet zu sein.“ Auch Thomas Meier legt Wert darauf, dass das Zusammenspiel mit den Partnern im Einsatz funktioniert. Gerade bei brenzligen Situationen, beispielsweise wenn viele Menschen gleichzeitig auf einen Platz drängen, müsse ein ständiger Austausch sichergestellt sein – „damit alle vom gleichen sprechen und wir am Schluss gemeinsam die richtigen Entscheide treffen.“ So gibt es für die Sanitäter wie für alle anderen Einsatzkräfte auch umfassende Einsatzbefehle, die genau vorgegeben, was zu tun ist, wenn ein Unglück passieren sollte.

 

Glücklicherweise sind solche Situationen genauso die Ausnahme, wie Festbesucher, die ihre Meinungsverschiedenheiten nicht nur verbal austragen, sondern Hände und Füsse zu Hilfe nehmen. „Der grösste Teil unserer Arbeit sind kleinere und grössere medizinische Hilfeleistungen, die an Grossanlässen wie dem Thunfest einfach dazu gehören“, sagt Bieri, und denkt dabei etwa an Insektenstiche oder Blasen, weil das falsche Schuhwerk gewählt wurde. „Mit fortschreitender Dauer des Festes wird dann natürlich auch der Alkohol ein Thema“, fährt der dreifache Familienvater fort, betont allerdings: „In den letzten Jahren kam es da eigentlich selten zu Exzessen.“

 

Insgesamt sind es rund 20 Leute vom Rettungsdienst der Spital STS AG und von diversen Samaritervereinen, die am Thunfest im Schichtbetrieb im Einsatz sind. Während am Freitagnachmittag zwei Personen reichen, stehen in der Nacht zehn Personen in der Sanitätshilfestelle im Rathaus auf Abruf bereit, beziehungsweise sind auf Patrouille in der Thuner Innenstadt unterwegs. Den grössten Teil des Personals stellen Mitglieder verschiedener Samaritervereine in der Region.

 

„Die Personalplanung beginnt jeweils bereits zwei, drei Monate vor dem Fest“, sagt Markus Bieri. Er ist froh, dass die Samaritervereine in der Region Thun eng zusammenarbeiten. „Meine Anlaufstelle ist jeweils der Samariterverein Thun“, erklärt er, „und die organisieren dann das Personal.“ Unter anderem dank der Einsatzgruppe S+ sei eine hohe Einsatzbereitschaft und Professionalität sichergestellt. Diese Gruppe arbeitet während dem ganzen Jahr eng mit dem Rettungsdienst zusammen und würde den Rettungsdienst im Fall eines Grossereignisses beim Aufstellen und Betreiben der Sanitätshilfestelle unterstützen.

 

Während die Profis vom Rettungsdienst ihren Dienst am Thunfest während ihrer Arbeitszeit leisten, sind die Samariter ehrenamtlich im Einsatz. „Die teilnehmenden Vereine werden jedoch für ihre Arbeit auch entschädigt“, sagt Bieri.

Sein Nachfolger, Thomas Meier, kann für sein erstes Thunfest als Einsatzleiter bei der Sanität nicht nur auf ein erfahrenes Team zählen, sondern auch auf reiche Erfahrung in verschiedenen Bereichen zurückgreifen. Er arbeitete nicht nur vier Jahre in der Zentrale der Rettungsdienste in Bern und koordinierte von dort aus verschiedenste Einsätze, sondern arbeitete auch mehrere Jahre bei der Sanitätspolizei in Bern an der Front und kennt so Events von der Grösse des Thunfests aus dem FF, wobei: „In Bern sind es dann vor allem grosse Sportanlässe wie der Frauenlauf oder der Grandprix von Bern, welche an die Sanitäter besonders hohe Anforderungen stellen.“

 

Obwohl Meier erstmals als Einsatzleiter am Thunfest arbeitet, weiss er, dass er in seiner Charge der Mann ist, der wohl die grösste Präsenzzeit im ganzen Rettungsteam hat. „Das gehört dazu – und ist wohl beim Rest des OK‘s nicht anders“, sagt er. Und als Ehemann einer Thunerin kennt er die Dimension und die Bedeutung des Thunfest nur allzu gut.

 

Und so wissen Bieri wie Meier, dass am Thunfest nicht nur die Erste Hilfe mit Pflaster und Verbandszeug im Vordergrund steht, sondern manchmal auch einfach ein offenes Ohr, das zuhört, oder eine Schulter, an der man sich ausheulen kann, gefragt ist. Markus Bieri lächelt, wenn er sagt: „Es gibt Momente, in denen es den Leuten einfach gut tut, wenn sie aus dem Festtrubel und vielleicht auch mal aus einem emotionalen Chaos ausbrechen können.“ Ein Trubel notabene, den auch die Retter bisweilen verspüren. „Ich musste nach einem Einsatz am Thunfest auf dem Heimweg auch schon mal eine Pause am See einlegen, um ein wenig durchzuatmen“, sagt Markus Bieri. Derweil meint Thomas Meier: „Auf dem Weg von Thun nach Noflen werden ich bestimmt Zeit haben, den Kopf ein wenig durchzulüften.“

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